Gratiszeitungen, schlafende Parlamentarier und Telefonnummern

   2022-03-07 德语听力网4320
核心提示:Der heutige Podcast wird Ihnen prsentiert von Lufthansa - mit ber 190 Destinationen Ihr Airline-Partner fr Reisen um die Welt.Guten Morgen, liebe Zuhrerinnen und Zuhrer, herzlich willkommen! Oder sollte ich vielleicht lieber guten Abend wns

Der heutige Podcast wird Ihnen präsentiert von Lufthansa - mit über 190 Destinationen Ihr Airline-Partner für Reisen um die Welt.
 
Guten Morgen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, herzlich willkommen! Oder sollte ich vielleicht lieber guten Abend wünschen? Wann immer Sie sich auch "Typisch Helene" anhören - ich freue mich, dass Sie wieder dabei sind. Heute haben wir nun schon den 12. März, und wir reden über Gratiszeitungen, schlafende Parlamentarier und vergessene Telefonnummern.
 
 
Jeden Morgen mache ich dasselbe Ritual: Ich gehe an den Kiosk bei meiner Tramhaltestelle und kaufe den BLICK, die NZZ und den Tages-Anzeiger. Diese drei Zeitungen lese ich seit vielen Jahren, und ehrlich gesagt, ich kann schon gar nicht mehr ohne sie sein. Natürlich gehört es zu meinem Beruf, dass ich weiss, was in den Zeitungen drin steht. Aber ein bisschen sind sie für mich auch zu einer Sucht [1] geworden - wenn auch zu einer ziemlich angenehmen. 
Ich gehe dann also mit den drei Zeitungen unter dem Arm aufs Tram und suche nach einem Platz, von dem aus ich eine gute Sicht über den ganzen Wagen habe. Meistens stehe ich, denn so sieht man auch mich am besten. Sobald das Tram losfährt, nehme ich nämlich eine der drei Zeitungen hervor, meistens beginne ich mit dem BLICK, halte sie mir demonstrativ [2] vor die Nase und lese sie aufmerksam. Der BLICK ist eine grosse Zeitung und nicht zu übersehen. Ich achte natürlich auch darauf [3], dass die anderen beiden Blätter deutlich zu sehen sind, denn die Leute sollen erkennen, welchen Schatz [4] ich bei mir trage.
 
Wieso stellt die bloss ein solches Theater an?, mögen Sie sich nun fragen. Die Frage ist berechtigt [5], schliesslich ist es auch nicht ganz einfach, immer mit so viel Gepäck unter dem Arm Tram zu fahren. Es ist nämlich oft ein wahrer Balanceakt. Aber mit dieser täglichen Vorführung [6] im Tram, protestiere ich gegen Gratiszeitungen. Damit sage ich: "Hey Leute, seht mal her: Für diese Zeitungen habe ich Geld ausgegeben. Und wisst ihr was? Ich bin stolz darauf."
 
Bis vor wenigen Monaten hatten wir in der Schweiz noch drei Gratiszeitungen, die am Morgen erschienen sind. Zwei sind eingegangen [7]. Heute gibt es nur noch eine. Die ist dafür sehr erfolgreich und inzwischen sogar die meistgelesene Zeitung der Schweiz. Sie kennen sie sicher: Es ist 20 Minuten. Wer früh am Morgen unterwegs ist, findet sie in Kästen an den Tramstationen oder in speziellen Fächern [8] im Tram selber. Später, so gegen neun oder zehn Uhr, liegt sie auf Sitzen, auf dem Boden oder auf der Strasse, oft ist sie zerfetzt oder sogar zerrissen. Und das zu sehen tut mir weh.
Haben Sie sich mal darauf geachtet, dass fast nur Gratiszeitungen auf dem Boden liegen? Aber kaum ein Tages-Anzeiger und schon gar keine NZZ?
 
Und haben Sie sich gefragt, warum das so ist? Ganz einfach: Weil 20 Minuten gratis ist. Weil man dafür nicht an den Kiosk gehen muss und zwei oder drei Franken bezahlen muss. Und was schliessen wir daraus [9]? Dass, was gratis ist, keinen Wert [10] hat. Es ist wertlos. Was gratis ist, wirft man auf den Boden oder lässt es auf der Strasse liegen. Das heisst aber auch: Dass die Arbeit der Journalisten, der Fotografen, der Graphiker und Layouter dieser Zeitung keinen Wert mehr hat. Oder anders gesagt, dass viele Menschen gar nicht mehr wissen, wie viel Arbeit hinter so einer Zeitung steckt. Und das finde ich schlimm. 
 
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich lese 20 Minuten auch. Jeden Tag, meistens direkt nach dem BLICK. Aber ich falte sie danach behutsam [11] zusammen und lege sie liebevoll ins Tramfach zurück. Und später kaufe ich vielleicht noch eine Financial Times oder den Economist. Den ich natürlich stolz und sichtbar unter meinem Arm herumtrage. So, als wäre er ein teueres Schmuckstück.
 
***
 
So, aber jetzt kommen wir zum zweiten Thema, zu den Schweizer Parlamentariern. Parlamentarier sind die Vertreter des Volkes in der Regierung. Das heisst, WIR wählen sie, damit SIE in der Regierung für UNSERE Anliegen kämpfen. Nun höre ich aber eines Morgens im Radio, dass sehr viele Parlamentarier im Parlament oft nicht das tun, was sie tun sollten. Das heisst: Sie hören nicht zu, was andere Parlamentarier sagen und diskutieren schon gar nicht mit, sondern, und jetzt halten Sie sich fest: Sie schwatzen [12], lesen Zeitung oder schreiben SMS. Manche stillen [13] ihre Babys, und das kommt sogar immer wieder vor, dass manche Parlamentarier dabei erwischt [14] werden, dass sie tief und fest schlafen und schnarchen [15]. Ein Parlamentarier soll einmal sogar so laut geschnarcht haben, dass er die anderen beim Debattieren störte. Aber nun war es nicht etwa so, dass die anderen ihren schlafenden Kollegen weckten. Im Gegenteil: Sie fühlten sich benachteiligt [16] und sagten sich: Wenn der hier schlafen kann, dann können auch wir uns was Gutes tun. Und sie bestellten sich eine Pizza, machten es sich auf ihren Bänken gemütlich [17] und assen sie genüsslich. Ob sie danach weiter debattiert haben, ist nicht bekannt.
 
***
 
Und jetzt zum Schluss noch dies: Gestern habe ich zwei Freunde zum Essen getroffen. Beide sind totale Technikfreaks. Sie haben immer die neusten Computer, die neusten Programme und natürlich auch die neusten Handys mit den neusten Applikationen und sind fast ununterbrochen [18] online. Bücher finden sie altmodisch und Papier sowieso, schliesslich bekommt man ja heute alles elektronisch. 
 
Gegen Ende des Abends habe ich sie nach ihren Telefonnummern gefragt und bin ganz überrascht gewesen, als sie betreten [19] schwiegen [20]. "Was habt ihr denn?", habe ich sie gefragt. "Keine Angst, ich will nur eure Telefonnummern. Sonst nichts." Doch die beiden haben geschwiegen und ihre Köpfe gesenkt. "Wir wissen unsere Telefonnummern nicht auswendig [21]", hat der eine leise gesagt. "Ich habe auch keine Ahnung", hat der andere gesagt. "Bitte?" Ich war entsetzt [22]. "Und ihr habt die Nummern nirgendwo aufgeschrieben?" Sie schüttelten den Kopf. Ich konnte es nicht fassen. "Jetzt habt ihr all diese Technik und wisst nicht einmal eure Telefonnummer?" Sie hätten sie irgendwo in einem File gespeichert, glaubten sie, vielleicht auf Facebook.
 
Ich war fassungslos [23]. Kann es sein, habe ich mich gefragt, dass die ganzen neuen Technologien uns nicht unabhängig machen, sondern vielmehr abhängig? Und dass wir hilfloser sind als zuvor, weil wir nicht mehr selber denken? Nichts mehr auswendig lernen? 
 
Und blitzschnell habe ich überlegt, welche Telefonnummern ich denn auswendig konnte: Meine eigene, ok, Gott sei Dank, und die von der Redaktion. Die meiner Mutter, die habe ich zwar lange geübt, und die meiner Schwestern. Die meines Ex-Freundes, die könnte ich jetzt eigentlich vergessen, und jene eines alten Kollegen. Macht sieben im Ganzen. Nicht so schlecht, oder? Trotzdem, bis Ende Woche werden es zehn sein. Das habe ich mir vorgenommen [24]. So viel müsste mein Gehirn noch aufnehmen können. Wetten wir?
 
***
 
Ja, und jetzt bin ich natürlich gespannt zu hören, wie es bei Ihnen ist, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer: Wie viele Telefonnummern kennen Sie auswendig? Teilen Sie es mir mit auf www.podclub.ch. 
 
Und ganz zum Schluss noch was ganz Spezielles: Am 12. März feiert unser Walisischer Podcaster Gerry schon sein 50. Podcast-Jubiläum. Das wollen wir feiern. Und zwar mit einer Verlosung: Schreiben Sie bis April 2010 einen Kommentar zu einer Englisch-Sendung auf PodClub, und schon nehmen Sie automatisch an der Verlosung teil. Zu gewinnen gibt's eine Flasche Whisky oder ein Wales-Fotoalbum vom walisischen Fotografen Glyn Davies. Also, nichts wie los. Machen Sie mit!
 
Damit verabschiede ich mich nun von Ihnen und freue mich, wenn Sie am 26. März wieder bei "Typisch Helene" dabei sind. Dann geht's um Zigarettenstummel und den Wellness-Wahn. Bis dann! Auf Wiederhören!
 
 
 
[1] die Sucht: wenn man nicht mehr ohne sein kann, zum Beispiel: Drogensucht, Zigarettensucht
[2] demonstrativ: sehr deutlich
[3] darauf achten: aufpassen auf, aufmerksam sein
[4] der Schatz: etwas Wertvolles, zum Beispiel: Goldschatz, Piratenschatz
[5] berechtigt: da Recht haben, etwas zu tun
[6] die Vorführung: Präsentation, Darstellung, Spektakel
[7] eingehen: gibt es nicht mehr, sterben
[8] das Fach, Fächer: spezieller Kasten, Behälter
[9] schliessen aus: Konklusion ziehen
[10] der Wert: etwas Kostbares, Teueres
[11] behutsam: sanft, vorsichtig
[12] schwatzen: miteinander reden
[13] stillen: Babys die Brust geben
[14] erwischen: fangen, schnappen
[15] schnarchen: beim Schlafen laute Geräusche machen
[16] benachteiligt: im Nachteil sein, zu kurz kommen
[17] gemütlich: angenehm, heimelig
[18] ununterbrochen: immer 
[19] betreten sein: sich schämen
[20] schweigen: nichts sagen
[21] auswendig: im Kopf haben
[22] entsetzt: schockiert
[23] fassungslos: schockiert
[24] sich vornehmen: etwas planen 
 
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